GOLF IN UND UM WIEN

DER PERFEKTE GOLFPLATZ - VON HERBERT STEFFE

Tu felix Austria, Du glückliches Österreich! Du hast mit Wien eine Hauptstadt, die Jahr für Jahr zu einer der lebenswertesten Städte der Welt gekürt wird. Und das – ohne Frage – völlig zu Recht! Ob der Steffl (Stephansdom) mit seinen Fiakerkutschen oder die vielen alteingesessenen Kaffeehäuser wie das Hawelka oder das Sacher, der Prater mit seinen nicht mehr ganz taufrischen, deshalb aber umso geselligeren Fahrgeschäften und natürlich die omnipräsente Donau, die in den Sommermonaten tagsüber zu verschiedensten Wassersportmöglichkeiten ebenso einlädt wie später in der Dunkelheit zum Flanieren am Ufer oder zu einer Schifffahrt vorbei an den prunkvollen Gebäuden, die auch heute nichts von ihrer Herrlichkeit vergangener Tage eingebüßt haben.
Doch Wien lebt nicht nur von der Vergangenheit. Ganz im Gegenteil. Man geht mit der Zeit und schafft die Symbiose aus dem Charme vergangener Tage mit der Zweckmäßigkeit von heute. Nur eines von vielen Beispielen: Das erstklassig ausgebaute Fahrradwegenetz, auf dem sich die Metropole problemlos auch ohne Auto erkunden lässt! Es ist naheliegend, dass es in und um Wien auch zahlreiche Golfplätze gibt. Doch können diese mit dem Charme, mit der Klasse, der Eleganz der Hauptstadt mithalten? Und wie sie das können! Wir haben fünf der insgesamt um die 20 Golf-Anlagen in und um Wien getestet und sind dabei auf großartige Plätze gestoßen, wie man sie in Deutschland in dieser Dichte eher selten findet. Sogar ein „perfekter Golfplatz“ war darunter. Wir listen die gespielten Plätze in alphabetischer Reihenfolge auf:
Wien
© GC Adamstal
Wien
© GC Adamstal
Golfclub Adamstal
„70 Prozent unserer Gäste lieben den Platz. 30 Prozent können wenig mit ihm anfangen“, verrät uns Rolanda Wittmann bei einem Verlängerten vor der Runde auf ihrem einmaligen Golfplatz Adamstal. Nach der Runde ist klar, warum das so ist. Ebenso eindeutig ist es aber auch, dass wir zu den 70 Prozent gehören, die die „Herausforderung Adamstal“ zwar scoremäßig nicht besonders berauschend bewältigt haben. Aber die vier Stunden auf dem einmaligen, zum Teil sehr hügeligen Platz ausgesprochen genossen haben und sicher sind, dass das nicht unsere letzte Runde hier war.
Der GC Adamstal liegt eine gute Autostunde westlich von Wien in bergigem Gelände, in dem man sich so ziemlich alles vorstellen kann, nur keinen Golfplatz.
Irgendwie haben die Familie Wittmann und Architekt Jeff Howes das Wunder aber hinbekommen, hier einen Meisterschaftsplatz zu gestalten, der nicht nur spektakuläre Ausblicke in die berauschende Bergwelt bietet, sondern auch 18 großartige, nie einfache, aber eigentlich immer faire Bahnen zu bieten hat. Die spektakulärste davon dürfte das Par-3-Loch Nummer 6 „Wolfstränke“ sein (jede Bahn hat einen eigenen Namen!), das schwerste wohl die folgende 7 mit dem bezeichnenden Namen „Green Monster“.
In der von allen Seiten viel gepriesene Halfwayhütte, bewirtet von „Oma Wittmann“, gibt es Speisen und Getränke – im Greenfeepreis von ca. 100€ enthalten.

www.adamstal.at
Wien
© Colony Club Gutenhof
Wien
© Colony Club Gutenhof
Colony Club Gutenhof Ost/West
Etwa zehn Kilometer südlich von Wien findet man Österreichs erste 36-Loch-Anlage: den Colony Club Gutenhof. Die Kombination aus schneller Erreichbarkeit vom Zentrum der Hauptstadt aus, zwei Top 18-Loch-Plätzen und einem Ambiente, das Seinesgleichen sucht, macht diese extrem gepflegte Anlage für viele zum Aushängeschild des österreichischen Golfports. Als wir 27 der 36 zur Verfügung stehenden Löcher spielten, hatte es zuvor extrem viel geregnet. Die Bahnen waren dementsprechend feucht, dennoch sehr gut spielbar. Die zum Teil stark ondulierten Grüns konnten längere Zeit nicht gemäht werden. Dennoch waren sie ordentlich schnell und sehr spurtreu. Die beiden Plätze ähneln sich zunächst sehr.
Ob der eine besser ist als der andere, ist eher Geschmackssache. Fakt ist, dass auf den Backnine des West-Kurses sehr viel Wasser ins Spiel kommt. Zum Beispiel auf der 13, einem ebenso beeindruckenden wie schweren Par 4. Oder an der 18. Einem Schlussloch, wie es besser nicht sein kann und auf dem sicher schon viele Turniere entschieden worden sind. Weniger Wasser findet man auf den zweiten neun Löchern Ost. Wegen ihrer langen und engen Bahnen werden sie aber oft als die schwersten Backnine Österreichs bezeichnet. Auch wenn der Wellnessbereich nur von Mitgliedern genutzt werden kann, lohnt es sich, nach der Runde noch zu bleiben. Im Clubhaus gibt es nämlich hervorragendes Essen und Trinken zu erstaunlich zivilen Preisen.

www.colonygolf.com
Wien
© Diamond Country Club Atzenbrugg
Wien
© Herbert Steffe
DIAMOND COUNTRY CLUB ATZENBRUGG
60 Kilometer westlich von Wien liegt der Diamond Country Club Atzenbrugg, der einzige österreichische Austragungsort eines Turniers der European Tour. Dementsprechend präsentieren sich Layout und Zustand des 18-Loch-Meisterschaftsplatzes. Aber keine Angst, von den mittleren, gelben und roten Abschlägen lässt sich der Platz durchaus auch von Golfern mit höherem Handicap gut bewältigen. 13 der 18 Bahnen des Hauptplatzes (es gibt noch einen weiteren 14-Lochplatz, der zur Anlage gehört und der demnächst auf 18 Löcher ausgebaut werden soll) sind von Wasser umsäumt. Ins Spiel kommen diese Hindernisse aber eher selten. Zwei große Ausnahmen: Gleich an Loch 1 gilt es eine gehörige Wasserfläche zu überwinden (ein Grund mehr, sich vor der Runde gut einzuschlagen). Und irgendwann kommt man dann an die 18, das berüchtigte Signature
Hole des Platzes, das weit über die Grenzen Wiens hinaus gefürchtet ist: Ein Par 3, das genau genommen nur aus Teebox und Grün besteht. Und natürlich jeder Menge Wasser dazwischen! Ein Traum, der vor allem bei Gegenwind schnell auch zum Albtraum werden kann. Nicht verschweigen sollte man, dass vor allem auf den Back Nine ein nicht gerade schöner Schlot des nahen Heizkraftwerks oft den ansonsten wunderbaren Blick auf die Anlage etwas verschandelt. Ebenfalls nicht verschwiegen werden sollten aber auch die zum Teil ausgesprochen günstigen Pakete, die der Leading Golfcourse in Verbindung mit Übernachtungen im kleinen, aber sehr feinen Hotel und den Plätzen Adamstal und Fontana anbietet.

www.countryclub.at
Wien
© MRMUENKNER
Wien
© Fontana
Fontana
Vor gut 30 Jahren hatte der nach Kanada ausgewanderte Milliardär Frank Stronach die Idee, in seiner Heimat Österreich einen Golfplatz zu bauen, der mit den besten Plätzen Amerikas mithalten kann. Mit dem 1996 entworfenem und zwischen 2017 und 2021 modernisierten Fontana GC vor den Toren Wiens ist ihm das eindeutig gelungen! Schon die Zufahrt in das Areal ist ein Traum. Der nach amerikanischem Muster gebaute Platz besticht von Tee 1 an mit einem Pflegezustand, wie man ihn selten erlebt. Schon auf den ersten Bahnen hat man spektakuläre Wasserhindernisse zu bewältigen.
Kommt mal kein Wasser ins Spiel, stechen große Bunkerlandschaften und Waste Areas ins Auge. Die Grüns sind riesig, teils heftig onduliert und pfeilschnell. Wer hier ohne Dreiputt über die 18 Bahnen kommt, kann wahrlich putten. Nach 16 fantastischen Löchern denkt man „Besser geht‘s nicht“. Doch: Die Bahnen 17 und 18 gehören sicher zu den besten Schlusslöchern in ganz Europa! Allein der Blick über abermals riesige Wasserlandschaften – in denen Mitglieder teils sogar baden dürfen – auf das bombastische Clubhaus ist das Greenfee (ab ca. 160 €) wert.

www.fontana.at/golf
Wien
© Golfclub Schloss Schönborn
Wien
© Golfclub Schloss Schönborn
SCHLOSS SCHÖNBORN
Knapp 50 Kilometer nördlich von Wien liegt die 27-Loch-Anlage des Golfclubs Schloss Schönborn. Eine Mischung aus k. und k.-Historie, Parkidyll und einem ebenso schönen wie herausfordernden Golfplatz. Mittelpunkt der Anlage bildet das 1712 bis 1717 erbaute prächtige Schloss, auf das man auf Loch 10 frontal zuspielt. Und vor dem man dann nach der Runde gemütlich sitzen, diskutieren und vor allem – bei gehobenen Preisen – vorzüglich essen kann. Die 1987 eröffneten 27 Bahnen (neun davon liegen außerhalb des Schlossgeländes) werden oft als Meisterwerk des Golfplatzdesigns bezeichnet. Und ja, auch wir sind ausgesprochen angetan davon, wie harmonisch die meist sehr herausfordernden Löcher vom deutschen Meister-Designer Kurt Rossknecht in die bestehende Landschaft integriert worden sind. Angeblich ohne große Erdbewegungen! Großartig.
Während die ersten neun Bahnen des Meisterschaftsplatzes meist von alten Baumriesen umsäumt sind, spielt man ab Loch 12 bis zur 18 um einen großen Teich herum, der aber nur in wenigen Fällen wirklich ins Spiel kommt. Dass ausgerechnet Loch 10 das Signature Hole der Anlage sein soll, ist zumindest golftechnisch schwer nachvollziehbar. Abgesehen vom fantastischen Blick auf das Schloss hat das Par-3-Loch nämlich deutlich weniger zu bieten als die anderen 17 herausragenden Bahnen. Kein Wunder, dass bei der Klasse an Golf und Geschichte der Platz auch Sonntagnachmittag, wenn es anderswo eher ein bisschen ruhiger zugeht, sehr gut besucht war! Ein Tipp für Gäste: Es gibt im Golfclub nicht die klassische Halfwayhütte nach neun Löchern. Dafür kann man vor der Runde in einem kleinen „Beisl“ gegenüber der Anmeldung bei einer ebenso zünftigen wie preiswerten Brotzeit Kraft für die bevorstehenden 18 Löcher tanken.

www.gcschoenborn.com/golf

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