Referee
© Ulrike Kühne

How to be a Referee

Der Schiedsrichter – dein Freund und Helfer

Ohne sie gibt es kein Verbandsturnier: die Referees. Gerade weil sie unverzichtbar sind, darf sich nicht jeder auf den Platz stellen und Schiedsrichter sein. Die Ehrenamtler müssen eine zweijährige Ausbildung beim Bayerischen Golfverband machen. Golf Faszination & Lifestyle war mit BGV-Referee und Spielleiterin Petra Gaca unterwegs, um herauszufinden, was einen guten Schiedsrichter ausmacht.

10:30 Uhr am Freitagmorgen, Petra Gaca sitzt auf der Terrasse des GC Bergkramerhof, genießt die Sonne und sortiert ihre Unterlagen. Die 53-jährige Beamtin aus Dachau hat sich den Tag frei genommen, um die Bayerischen Meisterschaften der Jungen, AK 12 und 14, vorzubereiten. Wochen vorher war sie schon einmal da, hat mit dem Geschäftsführer Olaf Gühring und dem Head Greenkeeper den Ablauf, den Platzzustand, Besonderheiten des Platzes und vorher durchzuführende Arbeiten besprochen. Gaca hat Mappen für ihre beiden Referee-Kollegen und eine Beobachterin, quasi eine Referee im ersten Lehrjahr, dabei, in denen eine Checkliste, To-do-Listen für jeden einzelnen, die Platzregeln und ein Plan des Geländes stecken.
Das ist der wesentliche Unterschied zwischen den Aufgaben einer Spielleiterin und eines einfachen Referees: Der Spielleiter macht zusätzlich die ganze Organisation und Vorbereitung eines Turniers, die Referees kommen am Tag vor Turnierbeginn zur Platzvorbereitung dazu.

Als Referee muss man bei drei Turnieren jährlich dabei sein
35 bis 40 Stunden ehrenamtliche Arbeit investiert sie pro Turnier, sagt Gaca. Sechs BGV-Turniere hat sie in diesem Jahr, dazu zwei auf der Pro Golf Tour. In manchen Jahren sind es noch mehr, und das seit 2018. Damals hat sie gezielt auf der Website des BGV nach der Ausbildung zum Referee gesucht und ist auf Michael Then gestoßen, der auch heute noch beim BGV die Abteilung Turniere leitet und Ansprechpartner für Referee-Einsteiger ist.

Warum sich Gaca die viele Arbeit antut, kann man ahnen, als sie an zwei Jungen auf dem Übungsgrün vorbeigeht. „Na Jungs, seid ihr fit?“, ruft sie mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Die ehemalige Eishockey-Spielerin und -schiedsrichterin mag Menschen. Sie mag die Ambivalenz von Regeln, die „strafen können, aber auch helfen“. Und sie mag Kommunikation. „Ganz viel reden“, das mache einen guten Referee aus. Regeln nicht nur erklären können, sondern auch Freude an der Kommunikation. Man dürfe keine Scheu vor Menschen haben, müsse zu diskutierenden Spielern einfach hinfahren, fragen „Kann ich helfen?“

Diskutieren will sie nicht nur mit den Spielern, sondern auch mit ihren Kollegen, um gemeinsam die besten Entscheidungen zu treffen. Mit Christian Kulhanek vom GC Isarwinkel, Manuel Schuhmaier vom GC Hohenpähl und Alexandra Engel von Gut Rieden bespricht sie auf der Terrasse letzte Dinge, bevor es zur Vorbereitung auf den Platz geht.

Soll am Sonntag von zwei Tees gestartet werden, damit man früher fertig ist und dem vorhergesagten Gewitter entgeht? Ist es sinnvoll, die 72 Kinder nach Altersgruppen in Flights aufzuteilen? Und vor allem: Sollen die Jungs wirklich gleich, wenn sie die Penalty Areas mit den Spielverbotszonen (gleichzeitig Betretungsverbot) betreten, eine Strafe erhalten? „Die sind doch erst 12 bis 14“, meint Gaca, „ich bin beim ersten Mal für eine Verwarnung.“ So wird es gemeinsam entschieden. Erst Verwarnung, dann Grundstrafe und schließlich Disqualifizierung, wenn man zum dritten Mal eines der Biotope betritt, um seinen Ball zu suchen.

Vor jedem Turnier muss der Platz vorbereitet werden
Damit das erst gar niemand versucht, erklärt Gaca den Jungen beim Start am Samstag ganz genau, dass alle Spielverbotszonen „rote Pfähle mit grünen Kappen“ nicht betreten werden dürfen. Und die Grenze zu den Zonen, die nicht ganz klar an der Mähkante zu erkennen sind, wird am Freitag rot markiert: Gaca und ihre Kollegen marschieren von Bahn 1 bis 18 alle „unklaren“ Bereiche ab und spritzen mit ihren langen Sprühlanzen rote Grenzstreifen auf den Rasen. Vor dem Grün markieren sie die Spielrichtung durch eine Metallschablone mit einem weißen, aufgesprühten „T“. „Stell Deine Füße beim Sprühen etwas weiter auseinander“, rät Gaca dem Neuling Alexandra Engel. „Sonst sehen Deine Schuhe bald aus wie meine.“ Ihre weißen Sneaker sind gezeichnet vom Sprühen vieler roter Linien und Markierungen für die Pin Positions.

Für jeden Spieltag legen die Referees pro Loch eine neue Fahnenposition
fest. Sie messen die Schräge des Grüns, suchen eine Pin Position mit unter 2,5 Grad Neigung. Die Jugendlichen sollen es beim Putten möglichst leicht haben – „weil ich sonst nach drei oder vier Löchern frustrierte Kinder habe und unentspannte Eltern“, sagt Gaca. Die Eltern, ohnehin ein eigenes Thema bei Jugendturnieren. Mama und Papa sollen nur aus der Ferne zuschauen, sich nicht einmischen. Ein junger Mann habe sie mal selbst gebeten: „Bitte, können Sie meinen Vater wegschicken.“ Zwar habe im Bergkramerhof der Club das Hausrecht, erklärt sie ihren Kollegen, aber es sei in Ordnung, Eltern zu bitten, Abstand zu halten.

Während die Schiedsrichter zukünftige Löcher markieren und an den Schutzhütten Zettel mit Informationen zu Gewittern aushängen, warten in einem Büro mit Alpenblick im Clubhaus bereits die Sieger-Pokale und eine Einladung für den AK-14-Sieger zur Teilnahme am Pro-Am der BMW International Open. Auf der Fensterbank stecken acht Funkgeräte in ihren Ladegeräten. Jeder Referee bekommt eines, wenn sie sich später beim Turnier möglichst gleichmäßig auf dem Platz verteilen und jeder mehrere Bahnen betreut. „Wenn ein Kollege einen Spieler oder ein Elternteil ermahnt, sagt er das anschließend immer über Funk, damit die anderen Bescheid wissen: Darauf müssen wir ein Augenmerk haben“, erklärt Gaca. Kommunikation ist Voraussetzung, um bei erneutem Fehlverhalten entsprechende Strafen aussprechen zu können.

Der Spielleiter teilt den Golfern ihre Startzeiten zu
Damit auch Spieler und Eltern wissen, was erlaubt und was verboten ist, pinnen die Referees am Freitagabend Platzregeln, Hinweise für die Eltern und das Turnierstatut ans Infobrett. Über Albatros, eine Software zur Abwicklung von Golfturnieren, werden den Spielern noch per SMS die Startzeiten mitgeteilt. Dann ist alles bereit für die Bayerischen Meisterschaften. Die verlaufen problemfrei und friedlich. Am häufigsten werden die Referees gerufen, wenn Bälle dicht an den Spielverbotszonen liegen und Gras oder Büsche den Schlag behindern. „Muss ich den spielen oder kriege ich Erleichterung?“

Eine ganz besondere Aufgabe haben die Referees am Sonntag: Henry Wer selbst Referee werden möchte und noch nicht älter als 55 Jahre ist, schreibt einfach eine Mail an sport@bayerischer-golfverband.de. Liebwein vom GC München Eichenried und Tim Moculescu vom GC München-Riedhof liegen nach zwei Runden mit je 143 Schlägen genau gleichauf. Die Schiedsrichter bestimmen Loch neun zum Austragungsort eines Stechens, „weil das nahe an Clubhaus und Gastro liegt und wir möglichst viele Zuschauer haben wollen“, sagt Gaca.

Drei Runden Stechen braucht es, bis endlich Henry Liebwein einen Schlag besser ist und das Spiel für sich entscheidet. Petra Gaca und ihr Kollege Manuel Schuhmaier fuhren die Kontrahenten mit dem Cart jeweils vom Grün zum Abschlag zurück, um ihnen Zeit und Kraft zu sparen und Mut zu geben. Der Referee, dein Freund und Helfer. Heute bei den Jugendlichen, zwei Wochen später ist die Dachauerin Spielleiterin bei der Bayerischen Meisterschaft der Damen und Herren.

Petra Gaca findet es einfach schön, die Entwicklung der Spieler über die Jahre zu beobachten. Als sie zum ersten Mal als BGV-Beobachterin bei einem Turnier dabei war, war sie beeindruckt von einer Spielerin namens Lena Geier aus Bad Griesbach. „Die war noch wirklich ein Zwerg, konnte kaum über ihr Bag drüber gucken, hat aber damals schon taktisch sehr klug gespielt.“ Lena ist heute Deutsche Meisterin. Wer weiß, wie weit es Henry und Tim noch bringen, bei jedem Turnier unterstützt von den fleißigen Helfern im Hintergrund: den Referees.

von Ulrike Kühne

Wer selbst Referee werden möchte und noch nicht älter als 55 Jahre ist, schreibt einfach eine Mail an sport@bayerischer-golfverband.de

Referee
© Ulrike Kühne
Referee
© Ulrike Kühne
Referee
© Ulrike Kühne
Referee
© Ulrike Kühne
Referee
© Ulrike Kühne

IM
BEITRAG
BLÄTTERN

Lesen Sie den ganzen Magazin-Beitrag!

Nach oben scrollen