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Golf: High & Low Budget

Wie sich Sport & Finanzen vertragen – oder auch nicht

Vollmitglied, Fernmitgliedschaft, clubfrei – es gibt viele Möglichkeiten, um in Deutschland Golf zu spielen. Jede hat ihre Vor- und Nachteile, nicht nur finanziell. Und eine ist die tragende Säule des ganzen Systems. Weltweit verzeichnete der Golfsport in den letzten Jahren einen kontinuierlichen Aufschwung, auch in Deutschland: Rund 635.000 registrierte Golfspieler gab es im Jahr 2012, Ende 2023 waren es fast 725.000. In Bayern laden 170 Plätze zum Spielen ein. Also – falls Sie einen Heimatgolfplatz haben – noch 169 weitere, die darauf warten, entdeckt zu werden.

Vollmitgliedschaft bedeutet Zugehörigkeit
Aber braucht man das überhaupt: einen Heimatgolfplatz? Schließlich kostet eine Vollmitgliedschaft im Durchschnitt 1.300 Euro, bei preiswerten Clubs immerhin 800 Euro im Jahr. Für das Geld bekommt man jedoch mehr als das Spielrecht auf der heimischen Anlage, den DGV-Ausweis und die offizielle Handicapverwaltung: ein Gefühl von Zugehörigkeit im aktiven Clubleben. Und die Mitgliedschaft im Heimatclub öffnet die Türen für fast alle anderen DGV-Plätze – vorausgesetzt, das Handicap genügt den jeweiligen lokalen Anforderungen.
Alternativ gibt es Fernmitgliedschaften für rund 300 Euro pro Jahr. Hier fallen allerdings oft zusätzliche Greenfee-Kosten an. Von vielen Clubs wird die volle Höhe der Greenfees kassiert: Im Durchschnitt kostet eine 18-Loch-Runde 65 an Wochentagen und am Wochenende 78 Euro. Ein Fernmitglied, das zehn Golfrunden im Jahr für 70 Euro spielt, kommt auf 700 Euro plus den Mitgliedsbeitrag von 300 Euro – und zahlt so auch nur rund 300 Euro weniger jährlich als das durchschnittliche Vollmitglied. Fernmitgliedschaften inklusive Spielrecht beginnen meist ab ungefähr 600 Euro jährlich.

Vor- und Nachteile der VcG-Mitgliedschaft
Wer gar nicht Mitglied in einem Club sein möchte, kann der Vereinigung clubfreier Golfer (VcG) beitreten, die 30.000 Mitglieder hat. 2025 kostet eine Mitgliedschaft 16,90 Euro monatlich. Dafür kann man laut VcG auf 1000 Plätzen spielen – gegen Zahlung der Greenfee. Die Führung eines Handicap-Index wird angeboten. Eine beliebte Alternative zur Clubmitgliedschaft für alle, die sich (noch) nicht binden wollen oder wenig Zeit haben. Ein Nachteil: VcG-Spieler können nicht auf jedem Golfplatz spielen. Insbesondere manche Leading-Golfplätze lehnen sie ab.

Fluch und Segen der Voucher-Bücher
Dem Wunsch nach “günstigem Golfen“ entspringt auch der Boom der Voucher-Bücher. Immer stärker drängen diese Sammlungen von Greenfee-Gutscheinen wie „Leisure-Breaks“ oder „Golf O Max“ auf den Markt. Sie finden sich in Golfführern wie „Albrecht“ oder „Köllen“. Auch regionale Verbünde wie „Golfland Donau & Partner“ nutzen Voucher. Die Rabatte sind eine Möglichkeit, preiswerter zu golfen und neue Plätze kennenzulernen. Nutzen kann die Gutscheine allerdings nur, wer bereits eine Mitgliedschaft hat, sei es in einem Club oder in der VcG.
Clubmanager, Geschäftsführer oder Präsidenten kaufen sich in die Voucher-Bücher für ihren Golfplatz mit ein, weil sie einen Mehrwert für ihre Mitglieder darin sehen, welche die Bücher dann kostenlos erhalten. Die Kostenersparnis durch die Greenfee-Gutscheine mache wenigstens zum Teil die gestiegenen Spritkosten wieder wett, die der Reiselust der Golfer einen spürbaren Dämpfer verpasst hatten. Wie viele der Gutscheine in den teilnehmenden Clubs tatsächlich eingelöst werden, ist unterschiedlich. Einige Golfclubs brachten es 2024 auf 500 Voucher-Gäste, bei manchen kleinen Clubs kamen weniger als zehn. Leading Golfclubs nehmen meist ohnehin nicht an derartigen Aktionen teil.
Für die Clubs ist es immer eine Abwägung, ob die Teilnahme an Gutschein-Aktionen finanziell sinnvoll ist. Zwar bringen sie mehr Gastspieler, die zahlen dafür aber teils nur die halbe Greenfee. Das bedeutet auch weniger Geld, um den Platz in dem hervorragenden Zustand zu erhalten, den Mitglieder und Gäste erwarten. Greenfee-Gutscheine ausschließlich für die Wochentage sind für die Golfclubs eine Möglichkeit, die leeren Zeitslots für den Platz mit Gästen aufzufüllen.
Aber ansonsten gilt: Die Infrastruktur des Golfsports zahlen Vollmitglieder. Ohne sie könnten sich die meisten Clubs nicht halten, und VcG-Spieler sowie Fernmitglieder, ob mit Voucher oder ohne, hätten keine Plätze mehr, auf denen sie spielen könnten.

Was ist mein Sport mir wert?
Letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, was in der aktuellen Lebens- und Finanzsituation die beste Lösung ist, um die eigene Golfleidenschaft auszuleben. Und jedem, der das Golfspielen beginnt, muss klar sein: Dieser Sport kostet Geld – wie Skifahren auch. Oder ein gutes, hochwertiges Essen. Will ich es mir leisten? Jede Vollmitgliedschaft hilft den Clubs, ihre Kosten zu decken, den Platz zu erhalten. Für ambitionierte Einsteiger ist die Vollmitgliedschaft in einem wohnortnahen DGV-Club ideal. Wer den Golfsport erstmal testen will, und das auch auf verschiedenen Plätzen, der ist beim VcG oder Fernmitgliedschaften gut aufgehoben.
von Manuela Drossard
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