Golfen bei den Sch`tis
Die Opalküste bietet Golf, Meer und Mehr - VON HERBERT STEFFE
Und eben auch Golfplätze jeglicher Couleur, angefangen vom feinsten Linksplatz, über Linksstyle-Plätze in Pinienwäldern bis hin zu idyllischen Parklandcourses.
Die Golfanlagen in der Reihenfolge unseres Besuchs im Juni 2025:


Nampont – St. Martin
Die von dem „positiv verrückten“ Privatmann Francois-Xavier Podvin 1976 ins Leben gerufene Anlage umfasst inzwischen zwei 18-Lochplätze, die sich enorm voneinander unterscheiden. Wir konzentrieren uns auf „Les Cygnes“, auf dem an nicht weniger als 15 der 18 wunderbaren Bahnen Wasser ins Spiel kommt. Auf den Namensgeber des Platzes, die Schwäne, stoßen wir mehrfach. Am Signature-Loch, dem großartigen Par-3-Loch Nummer 14 mit herrlichem Inselgrün, treffen wir sogar auf eine ganze Schwanenfamilie, die das große Inselgrün mindestens so streng bewacht wie die zahlreichen Bunker.
www.nampontgolfclub.com


Ein Platz wie Belle Dune, von dem aus man das Meer nahezu an jeder Bahn fühlen, aber nie wirklich sehen kann, wäre in Deutschland wohl kaum umsetzbar. Liegt er doch mitten in einem bemerkenswerten Naturschutzgebiet, das dem Platz seinen typischen Charakter verleiht. Und das einmal mehr zeigt, dass Golf und Natur, wenn man es richtig angeht, durchaus unter einen Hut zu bringen sind.
Die wunderschöne Düne, die dem Platz seinen Namen gegeben hat, sieht man am besten im Hintergrund des Par-3-Lochs Nummer 14. Überwältigend! Beeindruckend aber auch das über 600 Meter lange Par-6-Loch Nummer 15 mit extrem engem und sich schlängelndem Fairway.
Riesige Grüns, eines der wenigen Par-6-Löcher der Welt, Bahnen, die sich durch Dünenlandschaften ebenso schlängeln wie durch Kiefernwälder! Kein Wunder, dass der 5.659 Meter (von gelb) lange Platz nicht nur ein Lieblingsziel vieler Golfer aus Frankreich, sondern aus der ganzen Welt ist. Und dass Belle Dune Jahr für Jahr zu den besten und schönsten öffentlichen Plätzen des Landes gekürt wird.
www.golfdebelledune.fr


Kennen Sie das? Man kommt auf eine neue Anlage und erkennt sofort: Das isses! So geschehen am 12. Juni 2025, als wir zum ersten Mal auf die 45-Loch-Anlage von Le Touquet gekommen sind. Da passt einfach alles: Der Empfang mit einem großen, aber stilechten Clubhaus, die überdimensionale Übungsanlage gleich am Eingang und der erste Blick auf einige der 45 Löcher. Erster Eindruck: Großes Kino! Und das Beste daran, an diesem Eindruck ändert sich nichts, wenn man auf die Runde geht. Im Gegenteil.
Der „La Mer Kurs“ liegt ein ganzes Stück vom Clubhaus entfernt und hat einen eigenen Parkplatz. Er gilt als einer der besten Linksplätze Kontinentaleuropas. Und das völlig zu Recht (auch wenn man das Meer von keinem der 18 großartigen Löcher wirklich sehen kann).
Signature Hole? Nicht eines, sondern alle 18! Die gepflegten Fairways sind breit, sollten aber auch möglichst nicht verfehlt werden. Sonst droht Ungemach in einem links-typischen Rough. Die Bunker sind wunderbar in die Dünenlandschaft eingepflegt. Die Grüns bombastisch groß mit Ondulationen, die an ein Mittelgebirge erinnern! Dafür spurtreu ohne Ende. Gute Putts werden belohnt. Einem schlechten folgen oft zwei, drei oder gar vier weitere.
Alles in allem ist die Golfanlage von Le Touquet in jeder Hinsicht ein – wenn nicht das – Aushängeschild der Golfregion Opalküste. Dementsprechend wird sie auch zu den besten Golfresorts Europas gezählt. Und das Emblem der Anlage, ein Golfer mit Golfbag auf dem Rücken und Fahne in der Hand, hat es sogar ins Stadtwappen des noblen Küstenortes Le Touquet geschafft.
www.letouquetgolfresort.com


Der spektakulärere der beiden 18-Loch-Plätze von Hardelot ist zweifelsohne „Les Dunes“, bei dem schon bei der Anfahrt beziehungsweise der Registrierung im Clubhaus das beeindruckende Wasserhindernis vor dem 18. Grün ins Auge sticht.
Generell sind es die Schlusslöcher, die aus einem guten Platz einen sehr guten machen. Mit meist breiten Fairways, die man möglichst nicht verfehlen sollte. Mit vielen, zum Teil extrem erhöhten Grüns, bei denen man es tunlichst vermeiden sollte, die Annäherungen kurz zu lassen. Und mit Grüns, auf denen Drei-Putts nicht zur Ausnahme zählen.
„Les Pins“, der kleine Bruder von Les Dunes, ist extrem naturbelassen und besticht vor allem durch seine Par-3-Löcher. Bahn 7, mit 106 Metern (von gelb) eher kurz, aber mit einem kleinen, von einer irren Bunkerlandschaft umrahmten Grün, ist das Signatureloch der 1934 von Tom Simpson in typisch britischer, einfacher und subtiler Manier entworfenen Anlage. Es ist vielleicht das beste Par 3 des Landes, das auch jedem British Open Platz gut zu Gesicht stehen würde.
www.hardelotgolfclub.com


Näher als auf den 18 Bahnen des Golfplatzes von Wimereux kommt man in Frankreich wohl nicht an echtes Linksgolf heran und auch an England, dessen Küste man bei gutem Wetter tatsächlich mit bloßem Auge erkennen kann! Auch bei nicht ganz so gutem Wetter schweifen die Blicke immer wieder auf den Ärmelkanal, die steile Küste, den malerischen, naheliegenden Ort Ambleteuse und auf die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Slack-Düne. Der über 120 Jahre alte, inzwischen mehrfach umgebaute Platz ist ein waschechter Linkscourse. Mit der Ausnahme, dass sich die Bahnen nicht am Meer entlang schlängeln, sondern vom Meer weg bzw. zum Meer hin verlaufen. Mit 5.510 Metern von gelb (das ist der mittlere von fünf zur Verfügung stehenden Abschlägen!) ist er eher kurz, zumal flach gespielte Bälle auf den harten Fairways noch etliche Meter ausrollen.
Es sei denn, sie bleiben in einem der wirklich unzählbaren Karnickel- Löcher liegen bzw. verschwinden darin! Die „Grabende-Tiere-Regel“ kommt auf dem „einzigen echten Linksplatz Frankreichs“ sicher oft zur Anwendung. Der Verlauf der 18 Bahnen ist manchmal etwas irreführend, aber sehr gut ausgeschildert. Typische Links-Merkmale wie pfeilschnelle Grüns, meterhohe Pottbunker und meist böiger Wind zeichnen den Platz ebenso aus wie die Tatsache, dass er mit zwei herrlichen Par-5-Löchern endet. Empfehlenswert nach der Runde ist auch ein Besuch des zur Anlage gehörenden Restaurants, das gerne auch
von vielen Nicht-Golfern genutzt wird.
www.golf-wimereux.com


Der Platz liegt im Landesinneren. Weit weg vom Meer also, aber in einem großflächigen Naturschutzgebiet in der Nähe eines Kanaltunnels im wunderschönen Tal der Aa. Ein Paradies für Angler, aber durchaus auch für Golfspieler.
Extrem hügelig mit vielen blinden Abschlägen, war er mehrfach schon Austragungsort großer Turniere. Kein Wunder, dass der Platzrekord von 62 Schlägen von einem Pro gehalten wird. Der Niederländer Daan Huizing hat ihn 2017 auf einem Turnier der Challenge Tour aufgestellt.
Ob mit oder ohne Cart, Golfer, die das „Abenteuer“ lieben, werden St. Omer und das direkt am Platz liegende Golfhotel (Packages!) zu schätzen wissen. Ebenso die herrliche Terrasse mit weitem Blick über den Platz ins Tal der Aa. Und – wie könnte es in Frankreich anders sein – mit ausgezeichneten Kaltgetränken und exzellentem Essen.
www.st-omer.najeti.fr


Die nördlichste Stadt Frankreichs mit einem sensationellen, über fünf Kilometer langen Sandstrand, dürfte den meisten durch die Schlacht bzw. das Wunder von Dünkirchen zu Beginn des 2. Weltkriegs ein Begriff sein. Dass es dort aber auch eine herrliche Golfanlage mit einem 18- und einem 9-Lochplatz gibt, war mir zumindest bis vor kurzem nicht bewusst. Die 18 durchweg interessanten Löcher des Hauptplatzes bilden den Abschluss unserer Golfreise durch die Hautes-de-France und werden tatsächlich noch einmal zu einem Höhepunkt. Auf dem großen, eher flachen Gelände kommen immer wieder mal strategisch gut platzierte Wasserhindernisse ins Spiel.
Gut möglich, dass meine Schilderung der wunderbaren 27-Lochanlage von Dünkirchen auch deshalb so positiv ausfällt, weil mir am Par-5-Loch Nummer 16 mein letztes Birdie einer insgesamt überragenden Golfreise in der Hautes-de-France bzw. der Opalküste gelungen ist. Ein großartiger Abschluss war es in jedem Fall.
www.bluegreen.fr/dunkerque

Golfspielen an der Opalküste bzw. in der Hautes-de-France ist ausgesprochen interessant und abwechslungsreich. Und es ist vor allem auch günstig. Die Greenfees bewegen sich – je nach Platz und Saison – zwischen 40 und 120 €. Ein tolles Angebot für Golfer ist der Opalküsten-Golfpass für 350 €. Mit ihm kann man fünf Plätze der acht Anlagen der Hautes-de-France (mit zehn 18-Lochplätzen) innerhalb von 14 Tagen spielen. Man zahlt also 70 € pro Runde. www.golfencotedopale.com
Auch wenn die Golfplätze an der Opalküste für die meisten Golfer in Deutschland eher unbekannt sind, ist in der Hauptsaison doch oft viel Betrieb auf den Anlagen. Vor allem Franzosen, Engländer, Belgier und Holländer wissen die Vorteile der Gegend schon lange zu schätzen. Es kann also durchaus passieren, dass die Plätze „ausgebucht“ sind. Deshalb ist es ratsam, in jedem Fall rechtzeitig feste Startzeiten zu reservieren.
Wie im Bericht mehrfach erwähnt (und für Frankreich eigentlich auch logisch), kann man nahezu in allen Golfrestaurants hervorragend (und meist auch günstig) essen. Aber man sollte sich vor der Runde über die Öffnungszeiten der Küche erkundigen. Denn abends bleibt in vielen Fällen „die Küche kalt“.
Die Golfanlagen der Opalküste sind großartig, aber bei weitem nicht das Einzige, das die 2016 gegründete nördlichste Region Frankreichs zu bieten hat. Hier nur eine kleine Auswahl an landschaftlichen und kulturellen Höhepunkten, die man auf einer Golf-Rundreise durch die Hautes-de-France nicht außer Acht lassen sollte:
- Die Somme-Bucht, eine der schönsten Buchten der Welt
- Saint-Valery-sur-Somme, ein mittelalterliches Städtchen am Ufer der Somme-Bucht
- Das Kloster Valloires mit seinen bemerkenswerten Gärten
- Die Authie-Bucht in Berck-sur-Mer mit ihrer Robbenkolonie
- Der Markt von Le Touquet (samstags) und die extravaganten Villen der Stadt
- Das Schloss Hardelot
- Boulogne-sur-Mer mit dem größten Meereszentrum Europas, der Nausicaa
- Cap Gris Nez und Cap Blanc Nez an der Steilküste von Wimereux
- Das Städtchen Bergues, bekannt aus dem Film „Willkommen bei den Sch`tis“
- Die Strandpromenade von Malo-les-Bains