Abschlag Loch 14 – St. Patrick‘s Links © Christoph Strasser

Golf auf der grünen Insel

von Christoph Strasser

Grüne Landschaften, keltische Ruinen, viele Schafe und mit etwas Glück vielleicht ein Topf voll Gold am Ende des Regenbogens? Diese und viele andere Dinge assoziiert man häufig mit Irland, manche sind mehr und manche weniger wahr. Den Topf voll Gold haben wir zumindestens nicht gefunden, als wir Anfang Mai eine Rundreise um die sogenannte grüne Insel machen durften. Entdeckt haben wir dort aber etwas möglicherweise noch Besseres. Nämlich eine Reihe an absolut herausragenden Golfplätzen, alle mit ihrem eigenen Charme und Charakter. Und das Beste daran: Die bekannte irische Gastfreundschaft gilt auch für Golf. Gegen Greenfee ist man dort als Gast nahezu überall herzlichst willkommen und kann in den Genuss von Plätzen kommen, die man so schnell nicht mehr vergisst.
Rosapenna Golf Resort
Das Rosapenna Golf Resort liegt rund dreieinhalb Autostunden vom Flughafen Dublin entfernt am nordwestlichen Ende der Insel. Alle Golfwünsche, die je aufkommen könnten, werden dort abgedeckt. Das Resort im malerischen Fischerdörfchen Downings umfasst ein Luxushotel, drei 18-Loch-Plätze, üppige Übungsanlagen sowie einen 9-Loch-Kurzplatz.
Golf auf der grünen Insel
Loch 14 - Old Tom Morris
© Christoph Strasser
Golf auf der grünen Insel
Loch 6 - Sandy Hills
© Christoph Strasser
Die reiche Golf-Geschichte des Resorts beginnt beim ältesten der drei Plätze: Old Tom Morris Links. Ja, der Tom Morris, der das seit 1863 bestehende Layout des Old Courses in St. Andrews entwarf, legte den Platz in Rosapenna an. Relativ zügig erweiterten 1906 die Golf-Legenden James Braid und Harry Vardon das Design, bevor es schließlich 1912 von dem Architekten des ‚Goldenen Zeitalters‘, Harry S. Colt, zu dem gemacht wurde, was man heute dort vorfindet. Da Colt vor allem die Back 9 neu angelegt hat, erlebt man eine wunderbare Golf-Zeitreise, beginnend mit traditionellen Links-Bahnen von Old Tom und fortgesetzt mit moderneren Löchern von Colt. Besonders gefallen hat mir der großzügige Raum um die Grüns. Die interessant gestalteten Run Off Areas bieten viele Möglichkeiten für Kreativität beim Chippen.
Sandy Hills Links, der zweite Platz des Resorts, liegt eingebettet zwischen Teilen des Old Tom Morris Links und der Küste von Sheephaven Bay. Der moderne Links-Platz ist wie gemacht für sportlich ambitionierte Golfer, die keine Herausforderung scheuen. Denn Sandy Hills ist ein echter Test. Von den hinteren Abschlägen satte 6.630 Meter lang, mit sehr engen Fairways und dramatischen Abschlägen. Wer unversehens eine Breitseite Atlantikwind abbekommt, muss seinen Score-Zielen Lebewohl sagen. Doch den Elementen zu trotzen, ist genau die Herausforderung, die Links-Golf so reizvoll macht. Absolut atemberaubend ist die spektakuläre Dünenlandschaft. Besonders Loch 6, bei dem man die Annäherung ans Grün Richtung Strand und den Muckish Mountain im Hintergrund schickt, hat es mir angetan. Vielleicht das Signature Hole des Platzes, gäbe es da nicht 17 weitere, die ihm diesen Titel streitig machen würden.
Golf auf der grünen Insel
Grün 16 - St. Patrick‘s Links
© Christoph Strasser
Golf auf der grünen Insel
Grün 14 - St. Patrick‘s Links
© Christoph Strasser

Unbestritten der Signature-Platz ist St. Patrick‘s Links. Der neuste Platz im Resort und wahrscheinlich letzte Links-Platz, der je in Irland gebaut wird, wurde 2021 nach der Corona-Pandemie eröffnet. Da nahezu alle Küstenstreifen und Dünen in Irland strengen Naturschutzauflagen unterliegen, ist es eigentlich unmöglich, dort heutzutage einen neuen Golfplatz zu errichten. St. Patrick‘s Links war als 36-Loch-Anlage Mitte der 90er eröffnet worden, geriet mit der Weltwirtschaftskrise 2008 in finanzielle Schieflage und wurde 2012 vom nahegelegenen Rosapenna übernommen. Stararchitekt Tom Doak hat aus den ursprünglichen 36 Bahnen 18 komplett neue Löcher geschaffen und den Rest renaturiert. Das Ergebnis: schwer in Worte zu fassen, die Superlative reichen nicht aus. Der Platz führt labyrinthartig zwischen hohen Dünen hin zur Küste und dann auch wieder von ihr weg, jedoch in unfassbarem Maßstab. Das Gelände ist weitläufig und natürlich. Durch die clevere Abtrennung der Bahnen, wähnt man sich komplett alleine auf der Anlage.

Dieser Platz macht einfach Spaß, so simpel es klingt. Während der Runde wünscht man sich, dass diese nie zu Ende geht und danach will man direkt zurück an Tee 1. St. Patrick‘s Links belegt 2025 Platz 37 der Top 100 Golf Courses – bei anderen namhaften Rankings ist er mindestens in den Top 50.

Die Kombination aus dem gesamten Golfangebot, der beeindruckenden Landschaft und dem dazugehörenden Hotel macht Rosapenna zu einer einzigartigen Destination. Hotelgäste bekommen je nach Jahreszeit Top-Angebote für die Plätze. Für Besucher gibt es das „Three Links Ticket“: einmal Greenfee für jeden der drei Plätze für 550€ – nicht billig, aber preiswert. Wer Zeit hat, spielt zwei Autostunden entfernt im nordirischen Royal Portrush, wo dieses Jahr die Open Championship stattfand.
Golf auf der grünen Insel
Loch 12 in Druids Glen erinnert an die 12 in Augusta.
© Christoph Strasser
Golf auf der grünen Insel
Loch 13, die Tee Boxen sind weit hinter dem Blick der Kamera.
© Christoph Strasser
Druids Glen
Doch Irland kann auch anders. Man findet hier abgesehen von den Links-Plätzen an der Küste auch absolut weltklasse Parkland-Plätze. Einer davon: Druids Glen. Zum gleichnamigen Resort gehören auch ein sehr luxuriöses 5-Sterne-Hotel und ein weiterer Golfplatz ‚Druids Heath‘. 2005 gewann der Komplex die Auszeichnung ‚European Golf Resort of the Year‘ und es wurden schon vier Irish Open am Druids-Glen-Platz ausgetragen. Doch auf diesen Lorbeeren wurde sich nicht ausgeruht und 2022 und 2023 vollständig renoviert.
Schon vor der Renovation trug er den Spitznamen „Europas Augusta“ und jetzt, nach den abgeschlossenen Arbeiten, kann ich versichern: dieser Vergleich ist nicht aus der Luft gegriffen. Fairways und Grüns sind absolut makellos. In den Bunkern: strahlend weißer Sand. Die Spielbahnen sind von einer Blütenpracht umrahmt, die so manchen botanischen Garten hierzulande alt aussehen lässt. Besonders hervorzuheben auf diesem Platz sind die Par 3s – in der Summe vielleicht die schönsten, die ich jemals sehen werde! Beim Par-3-Loch 12 muss man sich erstmal kurz sammeln und realisieren, dass man gerade nicht wirklich in Augusta National steht, denn es ist dem 12. Loch des Zuhauses des Masters schon sehr ähnlich. Doch je länger man staunt, erkennt man kleine, aber feine Unterschiede. Ein stimmig angelegter Wasserfall im Flusslauf vor dem Grün und mehr Platz links als in Augusta – dafür ist rechts vom Grün kein Raum für Fehler.
Das Signature Hole und gleichzeitig das schwerste auf dem Platz ist erst das nächste. Die 13 ist ein von ganz hinten 490 Meter langes Par 4 (von den mittleren Abschlägen sind es immer noch 460!) mit starkem Dogleg nach rechts. Sowohl der Abschlag als auch die Annäherung ans Grün, das man mit einem langen Eisen oder Holz angehen muss, führen über denselben Flusslauf, über den man auch auf der 12 spielt. Danach kann man spielerisch erstmal durchatmen und weitere wunderschöne Parkland-Bahnen genießen, bis an der 17 ein relativ langes Par 3 mit Inselgrün auf einen wartet. Das bietet spielerisch nochmal eine Herausforderung, bevor es entspannt auf das abschließende Par 5 der 18 geht.
Wer sich mit Links-Golf nicht anfreunden kann, hat hier eine Top-Destination. Das Resort ist unter eine Autostunde vom Flughafen Dublin gelegen und es gibt in der Umgebung eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten. Zum Beispiel liegt genau zwischen Dublin und dem Druids Glen Resort das Powerscourt Estate. Es wurde von National Geographic zum drittbesten Garten der Welt gewählt und hat zwei eigene Golfplätze neben einer Vielzahl an thematisch angelegten Gärten und einer eigenen Brennerei.
Golf auf der grünen Insel
© Christoph Strasser
Golf auf der grünen Insel
© Christoph Strasser
County Sligo Golf Club
Acht Kilometer westlich der Stadt Sligo, die in der gleichnamigen Grafschaft der Irischen Republik liegt, befindet sich der County Sligo Golf Club direkt an einer Landspitze. Gleich westlich flankiert von dem träumerischen Fischerdorf Rosses Point, weshalb die Einheimischen den Club einfach „Rosses Point“ nennen. Südlich des Platzes befinden sich drei Gezeiteninseln. Im Norden thront der Tafelberg Ben Bulben, das Wahrzeichen der ganzen Grafschaft. Im Osten der Atlantik.
Eine Lage wie geschaffen für einen Weltklasse-Golfplatz, der dort seit 1894 besteht. Doch der Club kann nicht nur auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken, sondern auch auf eine über 100-jährige Turniergeschichte. Seit 1923 wird hier das Amateurturnier „West of Ireland Championship“ abgehalten. Wer das Clubhaus betritt, erblickt sofort eine große hölzerne Tafel, in der die Namen der jährlichen Gewinner verewigt sind – unter ihnen findet man z.B. Padraig Harrington, Shane Lowry oder Rory McIlroy. Daneben viele Fotos und sonstige Erinnerungsstücke, auf die der Club zu Recht stolz sein darf – es ist wie ein kleines Golfmuseum. Hier könnte man Stunden verbringen und nicht nur, weil auch die Bar und das Restaurant im zweiten Stock des Clubhauses wirklich fabelhaft sind. Also Umgebung und Historie passen, aber wie sieht es mit dem Platz aus?
Der steht dem Setting um nichts nach. In jetziger Form besteht der Platz seit 1927 auf einem Harry Colt Design, dieses wurde 2014 von Pat Ruddy nochmal leicht angepasst, um den Platz gerade in puncto Länge angemessen schwierig zu halten. Die 18 Bahnen erstrecken sich über zwei Plateaus – hoch und tief. Man beginnt am hohen Plateau und spielt dort die ersten vier Bahnen. Mit dem fünften Abschlag geht es in das tiefere Plateau, Loch 5 trägt ganz treffend den Namen ‚The Jump‘. Unten angekommen spielt man von Bahn 5 bis 16 an der Küste der Landspitze von Rosses Point.
Es ist feinstes Links-Golf mit einem zusätzlichen taktischen Twist: An vielen Stellen wird das Fairway oder der Zugang zum Grün von kleinen Gräben mit Bachläufen abgetrennt. Hier muss man sich bei jeden Schlag Gedanken machen, um nicht mit einem ausrollenden Ball diese Hindernisse oder auch die linkstypischen Bunker zu finden, denn aus denen führt oft der Weg auch nur seitlich. Bevor man sich versieht, ganz verloren vor dem unglaublichen 360-Grad-Panorama und noch auf die Herausforderung jedes einzelnen Schlages konzentriert, ist man auf Bahn 17, wo der Anstieg zum Grün wieder auf die obere Ebene führt. Bahn 18 geht mit einem blinden Abschlag nochmal leicht bergauf auf die Zielgerade Richtung Clubhaus. County Sligo war auch der erste Links-Platz, den ein junger Bernhard Langer jemals gesehen hat. Geplant hatte er eine Runde, blieb aber zwei Wochen. Ein größeres Kompliment kann ich dem Platz nicht machen.

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