Golf auf der grünen Insel
von Christoph Strasser
Das Rosapenna Golf Resort liegt rund dreieinhalb Autostunden vom Flughafen Dublin entfernt am nordwestlichen Ende der Insel. Alle Golfwünsche, die je aufkommen könnten, werden dort abgedeckt. Das Resort im malerischen Fischerdörfchen Downings umfasst ein Luxushotel, drei 18-Loch-Plätze, üppige Übungsanlagen sowie einen 9-Loch-Kurzplatz.

© Christoph Strasser

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Unbestritten der Signature-Platz ist St. Patrick‘s Links. Der neuste Platz im Resort und wahrscheinlich letzte Links-Platz, der je in Irland gebaut wird, wurde 2021 nach der Corona-Pandemie eröffnet. Da nahezu alle Küstenstreifen und Dünen in Irland strengen Naturschutzauflagen unterliegen, ist es eigentlich unmöglich, dort heutzutage einen neuen Golfplatz zu errichten. St. Patrick‘s Links war als 36-Loch-Anlage Mitte der 90er eröffnet worden, geriet mit der Weltwirtschaftskrise 2008 in finanzielle Schieflage und wurde 2012 vom nahegelegenen Rosapenna übernommen. Stararchitekt Tom Doak hat aus den ursprünglichen 36 Bahnen 18 komplett neue Löcher geschaffen und den Rest renaturiert. Das Ergebnis: schwer in Worte zu fassen, die Superlative reichen nicht aus. Der Platz führt labyrinthartig zwischen hohen Dünen hin zur Küste und dann auch wieder von ihr weg, jedoch in unfassbarem Maßstab. Das Gelände ist weitläufig und natürlich. Durch die clevere Abtrennung der Bahnen, wähnt man sich komplett alleine auf der Anlage.
Die Kombination aus dem gesamten Golfangebot, der beeindruckenden Landschaft und dem dazugehörenden Hotel macht Rosapenna zu einer einzigartigen Destination. Hotelgäste bekommen je nach Jahreszeit Top-Angebote für die Plätze. Für Besucher gibt es das „Three Links Ticket“: einmal Greenfee für jeden der drei Plätze für 550€ – nicht billig, aber preiswert. Wer Zeit hat, spielt zwei Autostunden entfernt im nordirischen Royal Portrush, wo dieses Jahr die Open Championship stattfand.

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Doch Irland kann auch anders. Man findet hier abgesehen von den Links-Plätzen an der Küste auch absolut weltklasse Parkland-Plätze. Einer davon: Druids Glen. Zum gleichnamigen Resort gehören auch ein sehr luxuriöses 5-Sterne-Hotel und ein weiterer Golfplatz ‚Druids Heath‘. 2005 gewann der Komplex die Auszeichnung ‚European Golf Resort of the Year‘ und es wurden schon vier Irish Open am Druids-Glen-Platz ausgetragen. Doch auf diesen Lorbeeren wurde sich nicht ausgeruht und 2022 und 2023 vollständig renoviert.
Schon vor der Renovation trug er den Spitznamen „Europas Augusta“ und jetzt, nach den abgeschlossenen Arbeiten, kann ich versichern: dieser Vergleich ist nicht aus der Luft gegriffen. Fairways und Grüns sind absolut makellos. In den Bunkern: strahlend weißer Sand. Die Spielbahnen sind von einer Blütenpracht umrahmt, die so manchen botanischen Garten hierzulande alt aussehen lässt. Besonders hervorzuheben auf diesem Platz sind die Par 3s – in der Summe vielleicht die schönsten, die ich jemals sehen werde! Beim Par-3-Loch 12 muss man sich erstmal kurz sammeln und realisieren, dass man gerade nicht wirklich in Augusta National steht, denn es ist dem 12. Loch des Zuhauses des Masters schon sehr ähnlich. Doch je länger man staunt, erkennt man kleine, aber feine Unterschiede. Ein stimmig angelegter Wasserfall im Flusslauf vor dem Grün und mehr Platz links als in Augusta – dafür ist rechts vom Grün kein Raum für Fehler.
Wer sich mit Links-Golf nicht anfreunden kann, hat hier eine Top-Destination. Das Resort ist unter eine Autostunde vom Flughafen Dublin gelegen und es gibt in der Umgebung eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten. Zum Beispiel liegt genau zwischen Dublin und dem Druids Glen Resort das Powerscourt Estate. Es wurde von National Geographic zum drittbesten Garten der Welt gewählt und hat zwei eigene Golfplätze neben einer Vielzahl an thematisch angelegten Gärten und einer eigenen Brennerei.


Acht Kilometer westlich der Stadt Sligo, die in der gleichnamigen Grafschaft der Irischen Republik liegt, befindet sich der County Sligo Golf Club direkt an einer Landspitze. Gleich westlich flankiert von dem träumerischen Fischerdorf Rosses Point, weshalb die Einheimischen den Club einfach „Rosses Point“ nennen. Südlich des Platzes befinden sich drei Gezeiteninseln. Im Norden thront der Tafelberg Ben Bulben, das Wahrzeichen der ganzen Grafschaft. Im Osten der Atlantik.
Eine Lage wie geschaffen für einen Weltklasse-Golfplatz, der dort seit 1894 besteht. Doch der Club kann nicht nur auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken, sondern auch auf eine über 100-jährige Turniergeschichte. Seit 1923 wird hier das Amateurturnier „West of Ireland Championship“ abgehalten. Wer das Clubhaus betritt, erblickt sofort eine große hölzerne Tafel, in der die Namen der jährlichen Gewinner verewigt sind – unter ihnen findet man z.B. Padraig Harrington, Shane Lowry oder Rory McIlroy. Daneben viele Fotos und sonstige Erinnerungsstücke, auf die der Club zu Recht stolz sein darf – es ist wie ein kleines Golfmuseum. Hier könnte man Stunden verbringen und nicht nur, weil auch die Bar und das Restaurant im zweiten Stock des Clubhauses wirklich fabelhaft sind. Also Umgebung und Historie passen, aber wie sieht es mit dem Platz aus?
Es ist feinstes Links-Golf mit einem zusätzlichen taktischen Twist: An vielen Stellen wird das Fairway oder der Zugang zum Grün von kleinen Gräben mit Bachläufen abgetrennt. Hier muss man sich bei jeden Schlag Gedanken machen, um nicht mit einem ausrollenden Ball diese Hindernisse oder auch die linkstypischen Bunker zu finden, denn aus denen führt oft der Weg auch nur seitlich. Bevor man sich versieht, ganz verloren vor dem unglaublichen 360-Grad-Panorama und noch auf die Herausforderung jedes einzelnen Schlages konzentriert, ist man auf Bahn 17, wo der Anstieg zum Grün wieder auf die obere Ebene führt. Bahn 18 geht mit einem blinden Abschlag nochmal leicht bergauf auf die Zielgerade Richtung Clubhaus. County Sligo war auch der erste Links-Platz, den ein junger Bernhard Langer jemals gesehen hat. Geplant hatte er eine Runde, blieb aber zwei Wochen. Ein größeres Kompliment kann ich dem Platz nicht machen.