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„ Trainieren mit Köpfchen“
MENTAL-TRAINING IM GOLF: Tipps von Sportpsychologe Prof. Jürgen Beckmann
Prof. Dr. Dr. Jürgen Beckmann ist langjähriger Inhaber des Lehrstuhls für Sportpsychologie an der Technischen Universität München. Er hat 23 Bücher veröffentlicht (2024 „Praxis der Sportpsychologie“ im Hogrefe-Verlag) sowie zahlreiche Athleten und Mannschaften in Ski, Fußball und Golf sportpsychologisch betreut, darunter die Jungen- und die Herren-Nationalmannschaft des Deutschen Golfverbands. Der passionierte Golfspieler bietet zudem in der Golfsport Manufaktur des GC Valley systematisches mentales Fertigkeitstraining an.
„Golf ist vor allem eine mentale Herausforderung und findet zu 80 Prozent zwischen den Ohren statt“, hat der zweimalige Major-Sieger Martin Kaymer einmal anschaulich beschrieben. Welchen Anteil das Mentale spielt und in welcher Form, hänge vor allem vom Technik- Niveau ab und „davon, welche Ziele man im Golf hat“, sagt Professor Jürgen Beckmann: „Je besser Technik und Fitness sind, umso wichtiger ist das Mentale, wenn man gewinnen will. Es wird zum ‚winning edge‘, zum entscheidenden Vorteil.“
Der Münchner Sportpsychologe ist überzeugt, dass entspanntes Herangehen im Golf besonders wichtig ist; er empfiehlt daher regelmäßiges Entspannungstraining, insbesondere autogenes Training, um mehr Gelassenheit zu entwickeln: „Damit kann man vieles unvoreingenommener auf sich wirken lassen, man muss sich nicht ständig bewerten und bleibt locker“, so Beckmann.
Balance zwischen Spannung und Entspannung
Nicht weniger wichtig sind im Golf Spannung und Konzentration, vor allem, wenn man wettkampfmäßig spielt, weiß der Sportpsychologe: „Die Wettkampfspannung gibt das Durchhaltevermögen und verleiht Konzentration auf das Spiel.“ Die Balance zwischen Spannung und Entspannung zu finden werde umso wichtiger, je länger die Runde dauert, betont Jürgen Beckmann: „Kein Mensch kann sich über vier oder fünf Stunden voll konzentrieren.“
Beckmann plädiert für Trainieren mit Köpfchen, ist gegen das stupide Abarbeiten der berüchtigten 12.000 Schläge, die oft als Voraussetzung für gutes Golf genannt werden: „Man sollte nicht mechanisch trainieren, sondern selbst auf der Range immer das Spiel im Kopf behalten. Also auch dort imaginieren beziehungsweise simulieren, Löcher zu spielen: Abschlag mit dem Driver, je nach Schlag und Länge des vorgestellten Lochs für den nächsten Schlag das passende Eisen wählen und so weiter.“


