
Te Arai Links North Loch 1 & 2 © Ricky Robinson
ANGELA MOSER
Die Golfarchitektin auf dem Bulldozer
Während andere Golfplatzarchitekten am Computer designen, greift sie auch selbst zur Schaufel. Ihr Idol: Marion Hollins. Ihr Mentor: Tom Doak. Mit 40 Jahren hat Angela Moser schon an über 30 Golfplätzen weltweit mitgewirkt. Golf Faszination & Lifestyle spricht mit der Augsburger Golfarchitektin über ihre Arbeit, über Visionen, Verantwortung und die Leidenschaft für großartige Plätze.
„Golf Architect & Shaper, World Traveler”, so beschreibt sich Angela Moser auf Instagram. Wenige Worte, doch sie treffen den Kern: kühn und strategisch gestaltet sie Bunker, Abschläge und Grüns, modelliert diese mit eigener Hand und erschafft Golfplätze an einigen der schönsten Orte der Welt. Vor unserem Gespräch in Bayern hat sich die Golfplatzarchitektin auf ein Projekt vorbereitet. Sie darf nicht ins Detail gehen, nur so viel: Inspiration zieht sie aus einem Meisterwerk des Goldenen Zeitalters im australischen Melbourne.
Das „Golden Age“ & starke Frauen
Mosers Herz schlägt für die Golfarchitektur und das Goldene Zeitalter. Warum? „Nicht nur Driver und Bälle haben sich weiterentwickelt, sondern auch die Platzarchitektur. Es gibt viele Möglichkeiten, eine Bahn zu spielen.“ Sie lacht: „Es kommt eben nicht immer auf die Länge an. Kreativität bringt oft mehr – wenn der Platz es zulässt.“ Trotz SingleHandicap und präzisem Spiel (Platzierungen bei Landesmeisterschaften sowie Siegen bei den German und French Hickory Championships) fand Moser es schon als Teenager reizvoller, jedes Wochenende einen anderen Platz zu spielen, als niedrig zu scoren. Für sie gleicht ein Golfplatz einem Rätsel: „Hinter jedem Schlag steckt ein Gedanke, ein Kniff oder eine Möglichkeit, die abgefragt wird.“ Dies führte sie schließlich ins Ausland, denn hiesige Professoren und Architekten rieten ihr noch vor 15 Jahren ab: Golfarchitektur sei ausgereizt und als Frau schwer vereinbar mit Familie und Partnerschaft.
Dieses Klischee ließ die Landschaftsarchitektin hinter sich und ging ihren eigenen Weg. Ihr Vorbild ist Marion Hollins. Die Siegerin der U.S. Women’s Amateur 1921 und Kapitänin des ersten US-Curtis-Cup-Teams trotzte vor 100 Jahren den Zwängen ihrer Zeit. Hollins initiierte namhafte Projekte und designte als erste Golfplatzentwicklerin mit Architekt Alister MacKenzie auch den ikonischen Platz Cypress Point in Kalifornien. Angela Moser erzählt: „Am 16. Abschlag nahm Hollins ihren HickoryDriver, teete auf, schlug den Ball über die Bucht mitten aufs vorgeschlagene Grün – und bewies ihm, dass es kein kurzes Par 4, sondern ein Par 3 war.“ Diese Energie inspiriert die Augsburgerin: „Sie war eine starke Stimme für Frauen und hat das Golfspiel nachhaltig verändert.“ Hollins wurde 2021 posthum in die World Golf Hall of Fame aufgenommen.
Das Goldene Zeitalter der Golfarchitektur (1911-1937) gilt als die kreativste, gewagteste und fruchtbarste Phase in der Geschichte der Golfplatzarchitektur. Über die Hälfte der weltweit führenden 100 Plätze stammen aus dieser Zeit – ein Zeugnis des nachhaltigen Einflusses, des zeitlosen Designs und der strategischen Herausforderung in der klassischen Golfarchitektur. Mit exzentrischen Bunkern und kühnen Strategien an außergewöhnlichen Orten war die Kreativität und Entscheidungsfreude des Spielers gefragt. Natürliche Geländeformen wie Dünen und Senken sowie die Vegetation wurden geschickt eingebunden – teils aus gestalterischem Idealismus, teils aus praktischen Gründen: Denn große Erdbewegungen waren damals nur mit Pferd und Pflug oder in mühsamer Handarbeit möglich. Zu den prägenden Architekten dieser Epoche zählen C. B. Macdonald, Alister MacKenzie, Harry S. Colt, Tom Simpson, Donald Ross, A. W. Tillinghast, George Thomas und William Flynn.




