
Alpenkrimi in Altentann
Zwei Deutsche an der Spitze: Nicolai von Dellingshausen siegte am 1. Juni bei der „Austrian Alpine Open presented by SalzburgerLand“ auf Gut Altentann. Mit insgesamt 19 unter Par verwies der 32-jährige Düsseldorfer seinen Freund und Flightpartner Marcel Schneider, der das Spielerfeld drei Tage lang angeführt hatte, auf den geteilten zweiten Platz. Den erreichte außerdem der Norweger Kristoffer Reitan mit 17 unter Par.
Donnerstag
Nach 35 Jahren ist die DP World Tour endlich wieder zurück in Österreich. Luke Donald trat an, um „um den Sieg mitreden“ zu können, wie er vor dem Turnier verkündete. Lokalmatador Matthias Schwab setzte auf seinen Heimvorteil und sagte über den Platz auf Gut Altentann: „Es gibt keine Überraschungen mehr für mich.“
Doch zwei deutsche Profis überraschten alle. Marcel Schneider und Nicolai von Dellingshausen lieferten ab Tag eins einen Golfkrimi unter Freunden, mit dem kaum jemand gerechnet hätte. Marcel Schneider brachte am Donnerstag, 29. Mai, bei wechselhaften Bedingungen mit Regen, Sonne und Wind eine starke 63er-Runde (sieben unter Par) ins Clubhaus und führte damit nach dem ersten Tag zwei Schläge vor seinem Landsmann Nicolai von Dellingshausen und dem belgischen Routinier Nicolas Colsaerts.
„Ich war heute von ‚Tee to Green‘ sehr stark und auch die Putts sind gefallen“, freute sich der 35-jährige Schneider, dem auch der Schlag des Tages gelang. Am zweiten Loch, einem Par 4, versenkte er mit einem Wedge-Schlag den Ball aus 85 Metern zum Eagle. „Der Abschlag war relativ knapp am linken Fairway-Rand, der zweite Schlag mit dem 60-Grad-Wedge hat dann gesessen“, sagte Schneider, der noch keinen Sieg auf der DP World Tour errungen hatte.
Ryder-Cup-Kapitän Luke Donald schaffte bei seiner 74er-Runde kein einziges Birdie. „Es war eine enttäuschende Runde für mich, auf der ich zu keinem Zeitpunkt Momentum gefunden habe“, resümierte der ehemalige Weltranglistenerste. Matthias Schwab spielte sich solide auf den geteilten 21. Platz.
Freitag
Nach 36 gespielten Löchern war Marcel Schneider auch am Freitag auf dem besten Weg, dieses Wochenende sein erstes Turnier auf der großen Tour zu gewinnen. Mit einer Runde von vier unter Par (66 Schläge) lieferte der Pleidelsheimer eine weitere starke Leistung nach seiner 63er-Runde beim Auftakt. Mit einem Gesamtscore von elf unter Par lag er klar in Führung. „Es war wieder eine sehr gute Runde von mir, auch wenn ich die Drives nicht ganz so gut getroffen habe wie gestern. Ich fühle mich wohl hier in Österreich und ich werde es morgen wieder genauso angehen wie die letzten zwei Tage“, sagte Schneider, der im Alter von neun Jahren bei einem Familienurlaub in Zell am See zum Golfsport kam.
Sein Freund von Dellingshausen hatte eine deutlich spätere Startzeit erwischt, blieb ihm aber punktetechnisch dicht auf den Fersen. Auch er spielte eine 66er-Runde und hielt sich auf Platz zwei mit nur zwei Schlägen Abstand zu Schneider, während sich der Belgier Colsaerts aus dem Führungsfeld verabschiedete.
Mit viel Unterstützung des Publikums schaffte es auch Matthias Schwab, der in den vergangenen Wochen einige Male den Cut verpasst hatte, mit einer 69er-Runde (eins unter Par) ins Wochenende.
Im Gegensatz zu Ryder Cup-Kapitän Luke Donald, der am Cut scheiterte. „Ich habe gestern und heute viele Grüns getroffen, aber den Ball leider nicht nahe genug an der Fahne platzieren können.“ Donald spielte im Flight mit dem Spanier Eugenio Chacarra. Der 25-Jährige feierte heuer bereits einen Sieg auf der DP World Tour und ist im erweiterten Kandidatenkreis für das Ryder Cup-Team, das im Herbst in New York den Titel für Europa verteidigen soll. „Er weiß, wie man gewinnt und hat auch die letzten zwei Tage sehr gutes Golf gezeigt“, sagte Donald über den iberischen Shooting-Star, der in einer glänzenden Ausgangsposition fürs Wochenende lag.
Sein Spielpartner Nicolai von Dellingshausen zeigte an der 18 dagegen nochmals seine Top-Form. Nach einem starken Abschlag beförderte er den zweiten Schlag zwei Meter zur Fahne und lochte zielsicher zum Eagle ein. „Es war eine starke Runde. Ich bekam am zehnten Loch etwas Probleme, weil ich wohl zu wenig gegessen hatte. Ab Loch 14 hat dann wieder alles echt gut funktioniert.“
Von Dellingshausen kam mit einer 65er-Runde ins Clubhaus. Nur noch ein Schlag Rückstand auf seinen Landsmann und Freund Marcel Schneider für die finale die Runde, die die beiden als letzter Flight am Sonntag wieder gemeinsam bestreiten sollten. Trotz der Konkurrenzsituation: „Wir hatten heute eine tolle Stimmung im Flight und ich freue mich auf morgen“, sagte Schneider.
Um einen Spitzenplatz mitkämpfen durfte auch Maximilian Steinlechner. Der 25-Jährige zeigte wie schon am Vortag eine famose Leistung und rollte seit seinem verhaltenen Turnierstart das Leaderboard von hinten auf. Hunderte Fans begleiteten den Tiroler auf seiner Runde, die er Bogey-frei mit sensationellen 64 Schlägen (sechs unter Par) beendete. Insgesamt lag er mit neun unter Par auf Rang sieben. „Es war cool. Ich wusste, dass ich heute aggressiv spielen kann, weil das Wetter ohne Wind gut passt. Da kann man schon mal ein bisschen Gas zu geben versuchen. Und das ist mir ganz gut gelungen“, sagte Österreichs Shooting- Star. Sein Landsmann Matthias Schwab war schlaggleich mit Steinlechner in den Tag gestartet, rutschte aber auf Rang 57 ab.
Sonntag
Der packende Abschluss eines Golfkrimis unter Freunden. Wie muss Marcel Schneider sich gefühlt haben, als er von seinem Flightpartner nach drei Tagen von der Spitze des Leaderboards verdrängt wurde? Nicolai von Dellingshausen übernahm mit zwei frühen Birdies an Loch drei und Loch vier früh die Führung und gab sie trotz eines Bogeys an Loch sechs nicht mehr ab.
Mentale Stärke entscheidet
Entscheidend für den Sieg waren zwei lange Putts an Loch neun und zehn zum Eagle beziehungsweise zum Birdie. Damit baute sich der Deutsche drei Schläge Vorsprung im Leaderboard auf, die er bis zum Schluss verteidigte. „Klar war ich nervös. Aber mit diesem Polster spielte es sich doch etwas leichter, weil ein Bogey nicht gleich alles ändert.“ Das Endergebnis: eine starke 65er-Runde (fünf unter Par) und ein Gesamtscore von 261 Schlägen.
Als Schlüssel zum Erfolg sieht der Premierensieger die mentale Seite des Spiels. „Ich beschäftige mich schon lange damit. In den vergangenen Wochen habe ich wichtige Erkenntnisse gewonnen. Es freut mich sehr, dass sich das gleich so schnell bezahlt macht“, ließ von Dellingshausen wissen, ohne ins Detail gehen zu wollen. Nach der Siegerehrung sagte der Düsseldorfer sichtlich bewegt: „Ich bin noch voll im Tunnel. Von mir aus könnten wir sofort an Loch eins gehen und weiterspielen.“
Der knapp geschlagene Marcel Schneider spielte auch am Sonntag sehr solide, blieb aber doch am Ende zwei Schläge hinter seinem Flightpartner zurück. So musste er sich mit dem geteilten Rang zwei zufriedengeben, schlaggleich mit Kristoffer Reitan. Der 27-jährige Norweger spielte nach seinem Sieg in der Vorwoche in Belgien eine Bogey-freie Finalrunde mit 60 Schlägen (zehn unter Par). Am letzten Loch hatte Reitan mit einem Eagle-Putt sogar die Chance auf eine 59er-Runde, die es in der Geschichte der Tour bei circa 800.000 Runden erst einmal gegeben hat. „Ich hatte schon am Morgen ein gutes Gefühl und wollte heute einfach Gas geben. Auf den Back-9 habe ich begonnen, an eine 59er-Runde zu denken, dann bin ich etwas nervöser geworden, speziell nach meinem Schlag aufs Grün an der 18. Leider habe ich dann den Putt falsch gelesen. Es war trotzdem eine sehr gute Runde.“
Bogey-frei blieb auch Marcel Siem. Der deutsche Routinier machte mit einer 63er-Runde (sieben unter Par) noch 14 Plätze im Leaderbord gut und belegte den geteilten fünften Platz. „Es war gestern schon gut, aber da habe ich das Spiel darauf angelegt, Fehler zu vermeiden. Heute habe ich meinem Körper mehr vertraut und mehr Gas gegeben“, sagte der 44-Jährige, der sich vom Turnier in Altentann begeistert zeigte. „Für die erste Austragung war es echt ein sehr gelungenes Turnier.“

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