Korbinian Kofler
© Manuela Drossard-Peter

FÜR DIE ZUKUNFT NEUE WEGE GEHEN

Interview mit Korbinian Kofler

Immer mehr Greenfee-Spieler und „nicht organisierte Golfer“ fluten die Plätze, die sich hauptsächlich über die Beiträge zahlender Mitglieder finanzieren. Korbinian Kofler ist seit acht Jahren Geschäftsführer des Wittelsbacher Golfclubs und Vizepräsident des Bayerischen Golfverbands. Im Interview spricht er darüber, wie wichtig Gäste für das Überleben der Clubs sind und welche Wege man heute gehen muss, um neue Mitglieder anzuwerben.

Die Vereinigung Clubfreier Golfspieler (VcG) ist unter Golfern ein heikles Thema. Wie stehen Sie zur VcG und deren Spielern?
Korbinian Kofler: Wir sind mit der VcG durch die German Challenge der European Challenge Tour, heute HotelPlanner Tour, zusammengekommen – ein klassisches Joint Venture. Die Challenge Tour wurde von verschiedenen Partnern gemeinsam ermöglicht – und wir sind der Platz. Als Hauptsponsor ist die VcG auch für uns zu einem starken Partner geworden. Dass bedeutet aber nicht, das VcG-Spieler bei uns im Club besondere Vorteile genießen, auch wenn sie uns herzlich willkommen sind. Sie spielen bei uns wie alle anderen Greenfee-Gäste. Einen kleinen Mehrwert haben sie allerdings: Mittwochs können sie zum Vorteilspreis am Afterwork-Turnier teilnehmen. Und im Hotel haben wir ebenfalls spezielle Angebote für VcG-Spieler.

Zahlen VcG-Mitglieder weniger für das Greenfee?
Nein. Am Wochenende verlangen wir generell 120 Euro für das Greenfee. Der Preis basiert auf einer Berechnung, wie viel Geld pro Runde ein Leading Golfplatz im Durchschnitt benötigt, um die gesamten Kosten zu stemmen. Dieser Preis gilt auch für VcG-Mitglieder. Dafür verlangen wir aber auch keine Aufpreise wie so manch andere Clubs, weil das der Golfmarkt einfach nicht hergibt. Wenn alle Clubs ihre Greenfee-Preise fair nach Kosten pro Runde berechnen würden, dann wären die Greenfee-Gäste kein so heißes Eisen. Mag sein, vielleicht hätten wir ein paar weniger Greenfee-Spieler, aber die würden dafür etwas mehr bezahlen – das würde sich die Waage halten. Meiner Meinung nach sollten die Clubs das Greenfee nicht zu niedrig ansetzen, weil wir sonst immer mehr „nicht organisierte Golfer“ bekommen, wie der Deutsche Golfverband Golfer nennt, die nicht Mitglied in einem Club sind.

Wie gehen Sie mit den „nicht organisierten Golfern“ um?
Unsere Aufgabe ist es, diese nicht organisierten Greenfee-Gäste und auch die VcG-Mitglieder von uns zu überzeugen: Wenn das Gesamtpaket stimmt und der Spieler aus der Region ist, soll er vom Club, dem Platz und der Gemeinschaft so begeistert sein, dass er ein ordentliches Mitglied werden will. In diese Richtung muss ein Geschäftsführer oder Clubmanager denken. Ein Punkt ist außerdem, sich mit den Greenfee- Gästen auseinanderzusetzen, vielleicht auch ganz bewusst nachzufragen: „Wie hat es Ihnen bei uns gefallen? Wenn Sie Zeit haben, würde ich mich über ein kurzes Feedbackgespräch freuen.“ Wir brauchen möglichst viele Infos. Dass sich der Aufwand lohnt, zeigt die Tatsache, dass bei uns jedes Jahr vier bis sechs VcG-Spieler ordentliche Mitglieder werden. In diese Richtung geht auch das Pop-up-Fenster „Interesse an Golf?“ auf unserer Webseite. Damit sprechen wir gezielt Nicht-Golfer an.
Wie viele VcG-Spieler besuchen den GC Wittelsbach pro Jahr?
Das sind nicht so viele, im Durchschnitt 30 bis 40 Spieler.

Wie nehmen die Clubmitglieder die VcG-Spieler an?
Unsere Mitglieder differenzieren da nicht. Für die sind sie ganz normale Greenfee-Gäste. Wir haben uns nach der Corona-Pandemie intensiv mit den Onlinebuchungen beschäftigt. Es hat sich gezeigt, dass so viele Gäste Startzeiten gebucht haben, dass unsere Mitglieder kaum Möglichkeit mehr hatten zu buchen. Das Verfahren haben wir geändert. Mitglieder können jetzt ab 7 Uhr buchen, Gäste erst ab 9. Ein Greenfee kann man außerdem nur telefonisch buchen und das nur zur vollen oder halben Stunde. Ausnahme ist natürlich, wenn Kapazitäten frei sind. Unsere Mitglieder bewerten das überarbeitete Buchungssystem und die Steuerung der Gäste sehr positiv. Denn damit ist ein reibungsloser Spielablauf für alle gewährleistet.

Wie viele Mitglieder hat der GC Wittelsbach aktuell?
Eine wirtschaftliche Golfanlage braucht eigentlich 1.100 bis 1.200 Mitglieder. Wir leisten uns den Luxus, bei 900 Mitgliedern den Deckel draufzusetzen. Das bedeutet aber auch, dass wir die Einnahmen durch die Greenfee-Spieler zusätzlich zu den Mitgliedsbeiträgen brauchen. In ferner Zukunft wird der Greenfee-Gast immer häufiger auf den Plätzen anzutreffen sein. Die Zahl an ordentlichen Mitgliedern wird schrumpfen und damit die Einnahmen. Jeder Club muss also wiederkehrend darauf achten, die wegfallenden Mitglieder mit neuen aufzufangen. Man sieht bereits in anderen Ländern, dass das „nicht organisierte Golfen“ zunimmt. Wir sind auf Gäste angewiesen, zumal die Kosten steigen.
Und damit wären wir dann wieder bei den Preisen. Die einen Clubs werden Billig-Greenfees anbieten, um für viele Gäste attraktiv zu sein. Und die anderen werden den Preis stabil halten. Letztere Plätze werden sich vor allem in einem Top Zustand präsentieren, während bei ersteren die Qualität zwangsläufig sinkt, um überleben zu können. Die Topclubs sollten das Preissegment also gemeinsam stabil halten.

Dann halten Sie bestimmt auch nichts von Voucher-Büchern, oder?
Nein, daran beteiligen wir uns bewusst nicht. Wir haben ein Abkommen im Verbund der Leading Golf Clubs, mit dem Münchner Kreis, dazu ein Greenfee-Abkommen mit den Nachbargolfplätzen. Ein tipptopp gepflegter Platz hat seinen Preis. Der ist mit halben Preisen durch Voucher nicht zu vereinbaren.
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